Meine Enkel haben keine Eltern. Die Glücklichen!

Während Paula mir eine ihrer Ansprachen hält, in denen es darum geht, dass sie sich einen Ersatz für mich suchen will, denke ich über die Eltern von Carmilla und Laura nach. Das scheint merkwürdig, aber ich weiss genau, bei wievielen brillanten Plänen und Vorhaben sie schon daran gescheitert ist, dass sie etwas selbst hätte tun müssen.

Aber es ist auffällig, wie verschieden Lauras Vater und Carmillas Mutter sind. Sherman Hollis ist überfürsorglich, überwacht Laura mit einem Babyphone, bis sie elf ist, lässt sie in Krav Maga unterrichten und versorgt sie mit grossen Mengen seines selbst entwickelten Bärensprays.

Lilita Morgan hingegen bestraft den Ungehorsam Carmillas, indem sie sie jahrelang in einem mit blutgefüllten Sarg einsperrt. Wo sie ihr Hinwendung zeigt, plant sie vor allem ihre Rolle als Opfer in einem Ritual, das den Untergang der Welt besiegeln soll. So sehr ich ihre positiven Absichten schätze, spricht das nicht unbedingt für eine gesunde Beziehung.

Wie unsere eigenen Kinder ausgefallen wären, hätten wir denn welche gehabt?  Wir werden es nie erfahren, aber mit einem Mutter mit Borderline-Störung und einem emotional distanzierten Vater liegt manches nahe.   

Der vorweihnachtliche Frieden hielt übrigens auch nach Weihnachten, jedoch nur bis zum 31.12., 00:00 Uhr. Von da an wurde wieder zurück geschossen.


Eine wahre und echte Liebe

Ich bin heute nicht im Einklang mit mir. Irgendwas passt nicht zueinander, irgendwas ist nicht richtig. Ausserdem vermisse ich den Kater, der mich liebte, ich vermisse, ach, sogar bestimmte Fernseh-Serien.

Ich habe gelernt, dass diese Empfindungen bald weniger intensiv sein werden, dass sie mich aber nicht verlassen werden. Dass ich immer das Gefühl vermissen werde, dass ich hatte, wenn dieses doofe Vieh morgens neben meinem Kopfkissen lag,

Und das Gefühl, dass ich hatte, als ich in Sam Pucketts Verfressenheit meine eigene Angst erkannte. Von Sam habe ich übrigens auch swipen gelernt.

Ich vermisse auch The Dean, die Superschurkin der Serie “Carmilla”. Wo Ihr anderen bei der Liebe zwischen Carmilla und Laura dahin schmelzt, erwärmte ihr aus Liebeskummer gewachsener Wunsch nach der Zerstörung der Welt mein Herz.

Mein Liebeskummer allerdings ist die Frucht verletzter Eigenliebe, der einzigen Liebe, die ich wirklich empfinden kann. Und gerade deshalb ist es eine wahre und echte Liebe, um die mich mancher beneiden würde.

Ich öffne mich langsam dem Gedanken, dass Ihr nicht alle böse seid. Es gibt also vermutlich auch Menschen, die meines Hasses nicht würdig sind. Mit jedem Tag aber, den ich älter werde, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihnen begegnen werde.

 

Ich kiffe nicht. Es dämpft meinen Hass

Frauen sind darüber hinaus auch empfänglicher für sogenannte Erinnerungsfälschungen—das heißt, dass man etwas für wahr hält, was in Wirklichkeit nie passiert ist. Tatsächlich sind 92 Prozent der Personen, die unter falschen Erinnerungen leiden, Frauen.

A. M. Knox

https://broadly.vice.com/de/article/amanda-knox-warum-frauen-verbrechen-gestehen-die-sie-nicht-begangen-haben

Paula, die Arme verschränkt und einmal mehr wütend, erklärte mir, wie sehr sie für ihre Mutter da wäre, ging es der irgendwann einmal schlecht. Es hätte mich mehr beeindruckt, wüsste ich nicht, dass die unsere Adresse wahrscheinlich und Paulas Telefonnummer ganz sicher nicht kennt. Da wirds schwierig, um Hilfe zu rufen.

Diese Abweichung zieht sich durch ihr ganzes Leben wie eine Dimensionsfalte durch einen Raumsektor. Ich habe mir Zweifel an fast allem angeeignet, was sie über mich sagt. Inzwischen zweifele ich sogar daran, was sie mir über ihre Kindheit und Jugend voll Missbrauch und Gewalt erzählt hat. Was stimmen kann, ist, dass sie für einige Zeit mit der saarländischen Ministerpräsidentin zur Schule gegangen ist, als die noch nicht die saarländische Ministerpräsidentin gewesen war, sondern einfach ein nerviges Kind aus einer kreuzkatholischkonservativen Kleinbürger-Familie.

Verbringe ich mehr als fünf Minuten mit ihr, habe ich ein deutliches Verlangen nach dem gewaltfreien Äquivalent eines Amoklaufes. Ich möchte dann mein nächstes Einkommen dem Tierschutzverein oder der Christkatholischen Kirche spenden, meine Jobs kündigen und dafür sorgen, dass sie möglichst schnell ihr Zuhause verliert, dass sie alles verliert, ganz egal, was mich das kostet.

Da singt in meinem Kopf Taylor Swift „One day I will live in a big old city and all you are is mean“ und Lola Perry/The Dean/Innana spricht davon, was sie mit all jenen tun will, die sie verletzt haben. Und mit dem Rest der Menschheit – sie ist da weniger spezifisch als Fräulein Swift, denkt und plant mehr im Sinn von „Think Big – Kill All“. Diesen Schritt gehe ich dann doch nicht. Vielleicht bin ich einfach zu faul.

Das titelnde Zitat stammt von Darlene Conner aus der Serie „Roseanne“.

Don’t Panic!

Das Huawei P8 Lite bietet eine Einstellung für wechselnde Sperrbildschirme. Jedes Mal, wenn ich die Start-Taste drücke, sehe ich also ein Bild aus einer von mir vorgegebenen Auswahl, das ich zur Seite schieben muss, um in meinem e-book weiterzulesen, zu surfen oder sogar zu telefonieren.

Diese Sperrbildschirme (bei Huawei „Titelblätter“) sind eine Auswahl von Fotos verschiedener Orte, die ich im Dienst der Illinois Electro Door besucht habe, eines meiner alten Aprilia Sportcity, ein Ausschnitt aus einem Gemälde von Francois Bellec und einige Bilder zu den Serien, mit denen ich mich verbunden fühle.

Da ist ein Bild jenes beliebten Reiseführers „Per Anhalter durch die Galaxis“, eines einer latent aggressiv wirkenden jungen Dame mit einem verflixt spitzen Holzpflock, eines einer anderen jungen Dame mit einer Kaffee-Tasse, die aussieht wie die Tardis des Dr. Who, und das Wappen der Bildungseinrichtung, die sie besucht.

Da ist auch ein Bild dreier chinesischer Münzen, die für das I Ging stehen, und eines von Freund dem Kater. Es erinnert mich an seine Liebe und Anhänglichkeit, daran, dass es jemanden gab, der mich lieben konnte, und zunehmend daran, dass Paula mich angelogen hat, mich anlügt und mich immer anlügen wird. Sie lügt, wenn sie mir sagt, dass ich nicht geliebt werden kann. Sie lügt, wenn sie sagt, dass ich in jeder anderen Firma umgehend wieder entlassen werde.

Ich habe vor der Illinois Electro Door in anderen Unternehmen gearbeitet, ich habe parallel dazu in anderen Unternehmen gearbeitet und tue es auch jetzt. Und wenn mich die Menschen auch sonderbar finden, so liege ich doch offensichtlich noch innerhalb gewisser Parameter und kann Fehlendes durch Fähigkeiten und Einstellung ausgleichen.

Irgendjemand hat da tödliche Angst vor Veränderung und Einsamkeit und vor jeder Veränderung. Ob das Leben, das Universum und ich darauf immer Rücksicht nehmen können?

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Et Devorabit Omnia

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Wenige Figuren aus Serien und Büchern vermisse ich so sehr wie The Dean, die Dekanin der Silas-University, die Lilita Morgan war, Lola Perry, für einen Augenblick Laura Hollis und am Ende Innana.

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Wie reizend fand ich es, dass sie ihren Schmerz zu so etwas Schönem sublimieren konnte wie der Zerstörung der Erde und der Ausrottung der Menschheit, wie edel war ihr Streben nach Rache an allen, die ihr weh getan haben. Wie sehr verstehe ich sie doch, wie gerne wäre ich mehr wie sie.

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Die Roten Wasser der Apokalypse

http://www.ard.de/home/intern/presse/pressearchiv/_Rote_Wasser____ARD_Radio_Tatort_im_November/2219448/index.html

In diesem Tatort spielt „Der dionysische Strom im Leben Nietzsches“ eine Rolle. Dieser wie die meisten deutschen Philosophen zu weitgehender Unverständlichkeit neigende Berufs-Denker übernahm von einem Vorgänger die Idee zweier Konzepte, die das Leben des Menschen bestimmen.

Dionysisch ist dabei der Rauschzustand, das Chaos, apollinisch die Ordnung, das Gesetz. Beiden gemeinsam scheint mir ein bewusster Verzicht auf die Kontrolle über das eigene Leben. Denn im Rausch entledige ich mich dieser Kontrolle völlig, sonst aber ordne ich mich dem Gesetz unter, übertrage diese Kontrolle also willentlich auf eine andere Instanz.

In welcher Weise sich in Nietzsches Auffassung und seiner folgenden Ablehnung des apollinischen Prinzips der Konflikt zwischen einer repressiven, immer noch religiös geprägten Gesellschaft und seiner Homosexualität ausdrückt, überlasse ich mit grosser Begeisterung den Fachleuten.

Meine Helden betrachten den Kontrollverlust von einem anderen, kraftvollen und eher amerikanischen Standpunkt aus. Corwin etwa entsagt in Zelaznys „Prinzen von Amber“ dem Thron und der Macht über ein komplexes Reich, um die Kontrolle über sein eigenes Leben zu gewinnen, sein Sohn Merlin besteigt den Thron aus dem gleichen Grund. Buffys Leben ist ein Zweifrontenkrieg, hier gegen Vampire, Dämonen und die Mächte der Finsternis, dort der darum, Herrin ihres eigenen Geschicks zu sein.

Als sie am Ende der Fernsehserie alle potentiellen Jägerinnen weltweit aktivieren lässt („Von jetzt an wird jedes Mädchen auf der Welt, das eine Jägerin sein könnte, auch eine Jägerin sein. Jedes Mädchen, daß die Kräfte haben könnte, wird die Kräfte haben.“), ist das übrigens eine Form asexueller Reproduktion.

In „Carmilla“ haben am Anfang weder Mircalla von Karnstein noch Laura Hollis wirklich die Macht über ihr eigenes Leben. Die so akzentfrei kanadisch sprechende Österreicherin steht unter der Herrschaft ihrer Mutter, die sie auch so nennt und nie mit einem Diminuitiv, ihre Zimmergenossin/Freundin/Liebhaberin hingegen unterliegt ihren eigenen Zwängen, die sie in jeden Kreuzzug zwingen, eine Kriegerin um des Krieges willen, mutig zwar, aber ohne Verständnis für den Preis, den sie am Ende zahlen muss.

Am Anfang von Staffel 3 hat Carmilla ihren Ablösungsprozess vollzogen und ist bereit, ihre Mutter nicht deswegen zu töten, weil sie ihre Mutter ist, sondern weil die ihr nach dem Leben trachtet. Laura allerdings steckt noch tief in einer Entwicklungskrise.

Und ich bin immer noch im Team Dean. Theo, Danny und die Aussicht auf die Apokalypse? Alle drei sehen verflixt gut aus, und das ist eine bekannte Tatsache.

well-known-fact

Semester-Beginn 15.09.

Am 15.09. beginnt das neue Semester an der Silas-University. Alle eingeschriebenen Studenten und Dozenten melden sich umgehend beim Dean und danach in der Waffenkammer. Ich freu mich wie ein Schnitzel.

Und bis dahin:

https://www.wattpad.com/myworks/54558306-librarians-vs-vampires

Ich habe gerade erst schlappe 169 Leser, ganz sicher nicht wegen meiner Literatur-Nobelpreis-würdigen Schreibweise.