Da lässt sich einer tüchtig nageln

Wir schauen uns die Passion auf RTL an, jeder in seiner eigenen Wohnung und unter Einsatz der gleichen Website, über deren Legalität ich mir nicht sicher bin. Sicher bin ich mir auch nicht, ob ich da den Beginn einer Reaktion auf den ostentativ vorgetragenen Glauben der Muslime sehe. Ostern fällt dieses Jahr in den Ramadan, ein Ereignis, dessen Zeitpunkt mir vor einigen Jahren nicht geläufig gewesen wäre. 

Dafür bin ich sicher, dass diese Sendung bei vielen Frauen gut ankommt. Die Darstellung ist kitschig und kombiniert die bekannte Geschichte des Yeshua bar Yoseph mit den sehr persönlichen Geschichten von Menschen, die zu Gott gefunden haben, und Pop-Songs, die jeder kennt. Gut, dass es Werbeunterbrechungen gibt, denen jede Emotionalität fehlt. Was wären wir denn, würde man uns nicht zum letzten Abendmahl Informationen über Schokoriegel und Geschirrspültabs geben?

Ich weiss von wenigstens vier evangelikalen Gemeinden, je einer russisch, englisch, französisch und italienisch sprechenden in meinem Quadranten dieser Stadt. Und wir wissen ja, dass für die Evangelikalen die Regel gilt, dass wenn man einen sieht, wenigstens drei da sind. Die meisten von ihnen sind Migranten. Noch

Auch der Erfolg des Podcasts “Unter Pfarrerstöchtern” könnte für ein gewisses, sich neu formierendes Interesse am Thema sprechen. Vielleicht werde ich noch erfahren, ob ich die richtigen Fragen gestellt habe. 

https://www.zeit.de/gesellschaft/2024-03/bergpredigt-jesus-bibelpodcast

Das Auge des Wals

Was beeindruckte mich in der Ausstellung “Planet Ozean” in Oberhausen am meisten? Ist es die Schönheit des Meeres oder die Rücksichtslosigkeit, mit der die Menschen es ausbeuten? 

Jenseits der Empfindsamkeit, die diese Frage vortäuscht, war es die Video-Installation im dritten Stock, die man am Besten im Liegen geniesst, auf einem der Kissen, die freundliche Mitarbeiter dort plaziert haben. 

Ich empfehle, bei einem Besuch die Aussentemperatur in Betracht zu ziehen, da dieses Gebäude aus technischen Gründen nicht beheizt werden kann. 

Ich brauche den Rat meines Anwalts

Ein Schreiben von Paulas Anwalt deutete ihre Bereitschaft an, ihre Vermögensverhältnisse offen zu legen. Jedoch dauere das einige Zeit. Mich kostete es auch einige Zeit und zwar inklusive Zehenwackeln und Selbstmitleid zehn Minuten. 

Ich verband den Versand dieser Unterlagen an meinen Anwalt mit der Frage, wie ich’s denn mit dem Unterhalt halten solle. Denn bisher sandte ich Paula leicht zwischen 650 und 700 Ecu. Das ist mehr als ihr zusteht und bei weitem mehr als sie verdient. 

Jedoch ist er jetzt erst einmal im Urlaub, sodass ich auf meine Antwort warten muss. 

Punsch aller Pünsche

Wir sahen uns eine Sonntagsnachmittagsvorstellung von “Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch” nach einem Buch von Michael Ende an. Den Kindern, die einen grossen Teil des Publikums stellten, da sie auf den meisten Sitzen sassen, gefiel es, und ich glaube, der Offiziellen auch. 

Ich selbst hätte da an der Moral des Stücks etwas auszusetzen. Denn unabhängig davon, ob einer gut oder schlecht ist, wird er belohnt, wenn er seine Pflicht tut. Das gilt natürlich für Jakob und Maurizio, aber eben auch für Maledictus Made. Wer aber seine Pflicht nicht tut, die Leistung nicht erbringt, und wendet er sich auch vom Schlechten ab und dem Guten zu, der wird bestraft. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_satanarch%C3%A4ol%C3%BCgenialkoh%C3%B6llische_Wunschpunsch

Old Men Dying

https://www.tumblr.com/blog/blackrosecoven/744740671571853312/embed

there is something profoundly depressing about the russo-ukraine war. here are two dying countries (demographic pyramids for both look awful, both have TFR <= 1.5) just grinding their last together and. for what?

average age in both armies is over 30. (ukraine’s is over 40). ukraine is not even thinking about conscripting people under the age of 25. the median age of the people russia did conscript was 35 (for reference: in ww2 the average age of the american solider was 22-24). this is an old man’s war – neither can afford to send their young, they’re too precious, and even then, there aren’t many of them left.

ukraine has a gdp per capita of around 5k. russia of 12k. it’s likely neither of their countries will see their economies grow substantially after this, if at all. both remain highly corrupt. ukraines infrastructure has been shattered.

we’ve had 2 years of war now. 2 years. 100000 people have died. in the last year the front has barely moved. the war is expected to last at least another year. russia sells wheat to north korea for artillery shells while we try to scrape together political support for the latest equipment of the 1990s to send to ukraine.

even if ukraine wins, so what? its best and brightest will leave as soon as they can, presumably the rest will be stuck doing reconstruction work and defending the now heavily militarized border in case of another invasion as the country slowly dies due to emmigration and fertility collapse.

even if russia wins, so what? its best and brightest will leave as soon as they can, presumably the rest will be stuck building occupation governments and selling natural resources to china while its country slowly dies due to economic sanction and alcoholism.

if the war ended tomorrow, maybe we’d all come to our senses about how senseless it was – two dying nations throwing the remnants of the former soviet army into battle with each other, an orgy of senseless violence, the final hurrah before slowly fading into an endless stream of pension payments and economic dependency, neither side given enough ability to do anything.

just old men dying, dying, dying, until the guns go silent.

Wir sollten uns der Tatsache stellen, dass wir in der Welt leben werden (und sterben), die wir aus den Romanen von Stanislaw Lem kennen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Waffensysteme_des_21._Jahrhunderts

Jeden Tag

Mir wird immer klarer, dass meine aktuelle Tätigkeit mein letzter Corporate Job sein wird. 60 ist dieser Tage die magische Grenze, ab der Personalverantwortliche einen für zu alt halten. Ich möchte ihnen da nicht widersprechen. An vielen Tagen fühle ich mich auch zu alt für das, was ich tue. 

Dabei ist das hier so etwas wie meine Altersteilzeit. Immerhin muss ich im Durchschnitt nur 40 Stunden pro Woche arbeiten. Das ist ein echter Fortschritt zu den Stunden, die ich vorher auf zwei Tätigkeiten verwenden musste. Bis mein Anwalt anfängt, Rechnungen zu schicken, bin ich vergleichsweise vermögend. Ich kann mir Nougat und Deospray von Action leisten und eine neue Jeans, wenn ich eine brauche. 

Eines Tages wird mein Arbeitsleben enden. Das kann morgen sein oder in fünf Jahren. Aber ich muss mich an dieses Thema heran denken. Immerhin bin ich 40 Jahre morgens nicht aufgestanden, weil ich wollte, sondern weil ich es musste. Ich glaube, die erste Woche schlafe ich aus. Jeden Tag! Jeden! Tag!

Lokomotive Typ 186 in schmutzig weißer Lackierung

Woran denkt der Phönix, wenn er verbrennt?

“… hast Du all Deine Lehrer mit Schmuck und Gold bestochen, damit sie Dich in den Zeiten des Unterrichts aus dem Palast lassen. …Anstatt zu lernen, bist Du durch die Strassen Roms gewandelt.“ Da ging sie hin, meine Hoffnung darauf, dass Thomas Mielke irgendwann doch einmal gelernt haben könnte, seine Charaktere wie Menschen sprechen zu lassen. Ich klappte dann mal seine “Galla Placidia” wieder zu, die schon an dieser Stelle hinter Henry Benraths Buch über die gleiche Frau zurückgefallen war, und wandte mich wieder Dahns Batavern zu. 

Das ist sprachlich gesehen ähnlich furchtbar, hat aber wenigstens einen Cerialis: “Dieser Leib und diese Seele hatten viel mehr als andre erlebt, genossen, gar viele Stürme durchwettert: allein das Ergebnis war nur eine durch solche Übung auf das Höchste gesteigerte Fähigkeit, ja Notwendigkeit, noch immer mehr zu erleben, zu geniessen, zu erkämpfen; unbändige Lebenskraft und Lebensgier…” und Sätze wie diesen: “Sie sind nicht ganz so klug, wie wir uns wähnen,” antwortete Tutor. “Das wäre auch für Sterbliche zu schwer.” Dieser Treverer ist bei Dahn so fett wie mutig. 

Nichts davon könnte ich Ambros empfehlen, der sich in seiner Rekonvaleszenz unnütz mit den Dingen auseinandersetzt, die er nach seinem heutigen Verständnis in seinem Leben falsch gemacht hat. Da fällt mir einiges ein, von anderem weiss ich gar nichts. Vielleicht sollte ich dem alten Schalk zwei Pfund gut sortierte Abenteuer-Romane kaufen. Zwar hat ihn seine Schwiegertochter mit Büchern versorgt, aber da habe ich Zweifel, dass die einem wie ihm gefallen können. Die Liebesgeschichten in der modernen Literatur werden einem wie ihm zu zahm sein, die Helden zu zivilisiert und die Schurken nicht einmal so schurkisch wie er selbst. 

Ich bin zuversichtlich, dass er wieder auf die proverbialen Füsse kommt. Im Augenblick allerdings bedauere ich ihn ein wenig.

Schotten dicht mit Schottis

Was mich an Ikea-Produkten immer wieder fasziniert, ist nicht die hohe Qualität ihrer Produkte. So toll ist die nämlich gar nicht. Aber die Redundanz dieser Produkte, die Bereitschaft die Installation von irgendeinem völlig abstrusen Punkt aus anzugehen und dafür irgendeinen Kunststoffträger zu entwickeln, der zur Basis des Ganzen wird, ist immer wieder erstaunlich. 

Die Leuchte Hemma ist da ein gutes Beispiel. Der Kunststoffträger ist in diesem Fall tatsächlich einer und hilft sowohl dabei, das Kabel zu verkürzen, als auch die ganze Leuchte an den Deckenhaken zu hängen und verbindet dann auch noch den Trichter, in dem das überschüssige Kabel untergebracht wird, mit seinem Verschluss nach unten hin. Die beiden Phasen des Stromkabels werden mit Schnellklemmen mit der Leuchte verbunden. 

Den Lampenschirm eines namenlosen chinesischen Herstellers anzubringen, war tatsächlich schwieriger, weil der einen zu grossen Drahtbügel mitgeliefert hatte. Ich habe einen Seitenschneider und damit auch eine Lösung. Jetzt hat der Lampenschirm allerdings ungefähr die Form der Erde, ist also eine leicht gestauchte statt einer vollkommenen Kugel. Da er aus weissem Bambuspapier ist, ist es jetzt im Hinterzimmer deutlich heller als vorher. 

Davon inspiriert installierte ich gleich auch noch mein neues Plissee Schottis. Wie lange das Teil halten wird, ist eine Frage, die ich noch nicht beantworten kann. Kritisch scheinen mir da speziell diese Halter aus Karton zu sein, die das Plissee in einer zum Teil geöffneten Position halten. Die Frage scheint auch einen anderen schon beschäftigt zu haben.