Schaufelt Euch frei

Gerade könnte ich mich über alles aufregen. Sonderbarerweise regt mich aber nicht auf, was es eigentlich müsste. Da ist zum Beispiel Paula, die emsig ein Loch für einen Swimming Pool schaufelt, obwohl sie doch eigentlich zu krank sein sollte, um das tun zu können. 

Vorher hat sie mir zum ixten Mal erklärt, dass sie sich jetzt einen Job suchen will. Ich erkenne das als Lüge. Sie wird erst dann arbeiten, wenn sie für sich persönlich einen Grund findet. 

Ich rate mal, dass das erst dann der Fall sein wird, wenn ihr Auto sich auflöst… oder ich. Diese Chuzpe bewundere ich durchaus, schon weil ich ja immer  gerne die entschuldige, die nicht nett zu mir sind. 

Sie versucht, den Spaten in die Grasnabe zu treiben. Ich versuche, mich des Gedankens zu enthalten, dass sie gerade versucht, sich in diesem Loch vor der Welt zu verstecken. Die verändert sich nämlich gerade. Ich auch. 

Im strömenden Regen oder bei Schnee zur Arbeit fahren? Wer macht denn so etwas, ich meine, als Hotliner? Da arbeitet man doch wohl von zuhause aus. Gleich hält das Fortbewegungsmittel auch länger, und der Fahrtweg kostet weniger. 

Arbeitgeber-Wechsel? Laptop, Router und Handy ordentlich verpacken und zurückschicken, neuen Laptop, Router und Handy auspacken und aufstellen. Urlaub in Kalifornien? Klar, das ist ein Badestrand im Kreis Plön. Urlaub in Thailand? Wird ersetzt durch Urlaub in Polen, der Eifel, dem Münsterland. Starken Schnaps gibt es da auch, und Ladyboys kann man importieren. 

https://www.schoenbergerstrand.com/kalifornien/schoenberg-kalifornien.html

Natürlich übertreibe ich und vereinfache ich. Aber sonst macht es ja wieder keiner. Die Piloten und Flugbegleiter jedenfalls nicht, die jetzt nicht mehr gebraucht werden, weil der Flugverkehr noch auf Jahre hinaus nicht wieder sein wird wie vorher. Falls er jemals die vergangene Blüte wieder erreicht. 

Die Bankkaufleute auch nicht, deren Arbeitgeber versuchen, zu online-Banken zu werden. Versuchten sie stattdessen, vertrauenswürdig zu werden, ja, dann, dann könnten sie als Unternehmen überleben. Aber wer macht denn so etwas? Dann lieber Filialen schliessen, fusionieren, Mitarbeiter entlassen, die Schuld an der eigenen Unverschämtheit und Blödheit auf die Pandemie schieben und hoffen, dass es keiner merkt.