Familie Gott

Familie ist in der Serie “Lucifer” etwas kompliziertes, noch komplizierter noch als üblich. Sein Verhältnis mit seinem Bruder  Amenadiel ist von Rivalität geprägt, seine Mutter die Schöpfungsgöttin und sein Vater allmächtig, rücksichtslos und willkürlich. Überraschend ist da nur, dass er mit einer Psychotherapie gewartet hat, bis er die Hölle verlassen hat, um in Los Angeles zu leben. 

Das kann nicht daran liegen, dass es in seinem Zuständigkeitsbereich keine Schüler Freuds gegeben hat. Aber er konnte dort viele seiner Bedürfnisse ausleben. Man sagt ja auch, dass Serienmörder an sich stabile Persönlichkeiten sind, die ihre Konflikte nach aussen tragen statt sie in sich hinein zu fressen. Das klingt jetzt ein wenig nach Mazikeen, seiner Barkeeperin/Kopfgeldjägerin/Dämonin. 

Die finde ich übrigens ganz reizend. Diese unverhohlene Neigung zu Gewalt, dieser Mangel an Skrupel und die erotische Ausstrahlung sind mir so sympathisch.  Weder sie noch Lucifer scheinen in irgendeiner Weise psychisch oder glaubenstechnisch darunter zu leiden, dass sie beide bisexuell sind. 

Auf Zehenspitzen tänzelt die Serie um die Frage herum, ob Lucifer und Amenadiel einen Bruder namens Jesus haben. Zwar werden weitere Geschwister erwähnt, jedoch nur als Gruppe und ohne Namen und Details. Überhaupt ist die Mythologie, die Gaiman und Kapinos für die Serie geschaffen haben, ein Gegenentwurf zur christlichen. Von Erlösung ist nicht die Rede, aber viel von der Hölle, die allen blüht, die sündigen. Und Gott ist nicht der Allerbarmer des Neuen Testaments. 

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